Bericht der "Westerwälder Zeitung" (Tatjana Steindorf)
Kreisübergreifende Strategie für Wäller Tourismus gefordert - Wandern und Radeln als Standbein
Welche Chancen hat die Tourismusregion Westerwald in Zukunft? Beim Westerwaldforum auf der Fuchskaute suchten Politiker und Experten kreis- und landesübergreifend nach Antworten.
WILLINGEN. Beim öffentlichen Forum auf der Fuchskaute haben Politiker und Experten auf Einladung der SPD kreis- und landesübergreifend über die Chancen, die sich durch den Tourismus ergeben, diskutiert. Mit von der Partie waren Staatsminister Hendrik Hering und der ehemalige Ministerpräsident Rudolf Scharping.
"Wandern, Radfahren und Gesundheit sind Schwerpunkte des Tourismus. Hier hat der Westerwald große Potenziale", machte Hering gleich zu Beginn klar. Tausende von Arbeitsplätzen hingen davon ab. "Wir brauchen eine gemeinsame Strategie, in die alle Partner eingebunden werden.
Wir konzentrieren uns auf Qualitätswanderwege und fördern zertifizierte Betriebe", sagte er. Dabei müsse über Landesgrenzen hinaus gearbeitet werden. Auch Landrat Dr. Wolfgang Schuster (Kreis Lahn-Dill-Kreis) machte bei der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Michael Birk (vom Kreisvorstand der SPD Westerwald) deutlich, dass ihn Verwaltungsgrenzen nicht interessieren, weil er "mit den Augen der Touristen sieht". Im gleichen Tenor sprach sein Amtskollege Landrat Rainer Kaul (Kreis Neuwied), der die verschiedenen "Steige" nicht als Konkurrenz bewertet, im Gegenteil: "Sie fördern einander." Er will die Leute vom Rhein in den Westerwald bringen. "Gerade für die Radler brauchen wir eine flache Einstiegsroute", sagte er und warb für die Anbindung über den auszubauenden Wiedradweg. Zum Tourismuskonzept gehörten auch die Brexbachtalbahn und Radlerbusse. "Wir müssen knallhart powern", rief er auf. Was unter "powern" noch zu verstehen sein kann, benannte Rudolf Scharping (Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer): Events schaffen, die sich nach Zielgruppen orientieren - wie beispielsweise ein Radmarathon.
"Der Westerwaldsteig hat einen Ruck in der Region bewirkt", stellte Dr. Achim Schloemer (Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz Touristik) fest. Er forderte auf, die "Grenze des öffentlichen Nahverkehrs" zu überwinden. Außerdem müsste sich die Gastronomie auf das neue Klientel einstellen. Dass es dafür keiner kostenträchtigen Investitionen bedarf, schilderte der Gastronom Markus Herz (Hotel St. Pierre in Bad Hönningen), dessen Betrieb vom Rhein-Steig profitiert: "Wanderer sind ein angenehmes Klientel. Diese Gruppe ist außerdem durch gezielte Werbung direkt ansprechbar. Anstelle von Investitionen sind eher spezielle Serviceangebote nötig", sagte er. Bevor aber andere vom Westerwald begeistert sein können, müssen die hiesigen Bürger begreifen, dass "der Westerwaldsteig und der Tourismus eine Chance darstellen", wie es Hans-Jürgen Heene (Vorsitzender der SPD in der Verbandsgemeinde Rennerod) formulierte. Tatjana Steindorf